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Aktuelles Thema: Erbkrankheiten
Manche trifft es wie ein Schlag: PSSM. Das eigene Pferd positiv! Seit den Zeiten von Impressive und HYPP hatte sich das Interesse an der Pferdegenetik etwas gelegt. Und jetzt das! Immer mehr Krankheiten kommen ans Licht... Und, wir können sicher sein, es ist kein Ende in Sicht!
Es gibt bestimmt noch viele Defekte im Erbgut, die in Zukunft als Ursache für bestimmte, vielleicht schon bekannte Krankheiten ausgemacht werden. Beim Pferd ebenso wie bei anderen Tierarten sowie dem Menschen!
Dabei ist es längst nicht so einfach. Manchmal sind gleich mehrere Gene an einer Krankheit beteiligt, manche schalten andere Gene ein oder ab oder haben eine noch kompliziertere Wechselwirkung.
Gene sind unser kompletter Bauplan
Alles was Lebewesen auszeichnet, ist in deren DNS im Zellkern gespeichert. Diese besteht aus vielen Sequenzen, sogenannten Genen (Erbanlagen). Die DNS ist der "Bauplan" des Lebewesens. Wenn hier Fehler versteckt sind, kann das fatale Folgen haben, muss aber nicht. Manche Fehler haben gar keine, andere sogar positive Auswirkungen wie eine verbesserte Anpassung. Spontane Veränderungen des normalen Erbguts nennt man Mutationen.
Wenn ein Gen-Defekt für erbliche Krankheiten verantwortlich ist, so kann man diese Krankheiten aus den Zuchten nur eliminieren in dem man der Verbreitung mit geeigneten Maßnahmen entgegenwirkt.
Um nicht den Eindruck zu erwecken, die Quarter Horses hätten hier ein besonderes Problem, möchte ich vorausschicken, dass es Gen-Defekte und daraus resultierende Krankheitsbilder bei allen Lebewesen geben kann. Defekte im Erbmaterial kommen in allen Pferde-Rassen, bei allen Tierarten und bekanntlich auch beim Menschen vor.
Forschung
In einem Forschungsprojekt der US Universität Kalifornien und der US Universität Minnesota wurde die Häufigkeit von Genträgern für bekannte Erbkrankheiten bei Quarter und Paint Horses untersucht. Die Ergebnisse wurden im Januar 2009 veröffentlicht.
200 Quarter- und 180 Paint-Horses wurden auf die Erbkrankheiten HYPP, HERDA, LOWS, Typ1 PSSM und GBED getestet. Die zufällig ausgewählten Pferde stammten aus den USA, Kanada und aus verschiedenen europäischen Ländern.
Häufigkeit von bekannten Erbkrankheiten bei 180 getesteten Paint Horses
08 HYPP-Genträger,
08 PSSM-Genträger,
07 GBED-Genträger,
03 HERDA-Genträger und
38 Genträger für LOWS
Häufigkeit von bekannten Erbkrankheiten bei 200 getesteten Quarter Horses
03 HYPP-Genträger
23 PSSM-Genträger
22 GBED-Genträger
07 HERDA-Genträger und
keine LOWS Genträger
Unter den getesteten Quarter Horses gab es fünf Pferde, die Genträger für zwei Erbkrankheiten waren. Unter den Paints wurden acht Pferde als Träger für zwei Erbdefekte aufgedeckt.
Gibt es Häufungen in gewissen Disziplinen?
Beim Test der erfolgreichsten Quarter Horses aus den AQHA Shows der Jahre 2005 und 2006 mit insgesamt 651 Top Leistungspferden, Stuten und Hengsten, aus den sieben Leistungsrichtungen Halter, Western Pleasure, Cutting, Working Cowhorse, Reining, Barrel Race und Racing ergab sich folgendes Bild:
Unter den 118 erfolgreichsten Halter Pferden waren 65 HYPP-Genträger, dies sind über 50%, vier Pferde sogar zugleich HYPP Doppelgenträger. In den anderen Leistungsgruppen konnten dagegen überhaupt nur zwei Pferde als HYPP Einzelgenträger aufgedeckt werden.
Genträger für den HERDA Defekt fanden sich, wieder erwartungsgemäß, bevorzugt unter den Cutting Eliten. Unter 113 untersuchten Pferde, waren 32 Pferde hier HERDA-Einzelgenträger.
Relativ viele HERDA Einzelgenträger befanden sich auch unter den Reining Eliten und unter den Working Cowhorse Elitepferden. Alle anderen Gruppen hatten das HERDA Gen in nur sehr niedriger Frequenz.
Wieder unter den Halter Pferden waren auch die meisten Genträger für den Muskeldefekt Typ1 PSSM.
GBED fand sich dagegen am häufigsten unter den Western Pleasure und Cutting Eliten.
Interessant sind die 118 ausgewählten erfolgreichsten Racing und Barrel Racing Quarter Horses. In dieser Gruppe haben die Wissenschaftler überhaupt nur fünf Einzelgenträger für die untersuchten Erbkrankheiten aufgedeckt. Mit wenig Linienzucht und mehr Einkreuzung von Englischem Vollblut, wird hier das sehr seltene Vorkommen von Genträgern erklärt.
Insgesamt zeigt die US Studie sehr deutlich, dass es unter den Elitepferden in allen Leistungsrichtungen Genträger für HERDA, GBED und Typ1 PSSM gibt.
Alarmierende Hochrechnung
Mit den vorliegenden Untersuchungen, die mit Unterstützung der American Quarter Horse Foundation durchgeführt wurden, konnten erstmals auch Schätzungen zur Verbreitung der Erbanlagen für GBED, HERDA und Typ1 PSSM in der Quarter Horse Rasse durchgeführt werden.
Man geht davon aus, dass es heute unter den 3,24 Millionen American Quarter Horses bereits 278.640 bis 421.200 GBED, 90.720 bis 181.440 HERDA und 272.650 bis 419.600 Typ1 PSSM (jeweis Einzelgenträger) gibt. Das sind Werte um die 10%. Alarmierend!
Empfehlung
Schätzungsweise 700.000 der 3,24 Millionen Quarterhorses sind bereits Träger eines der genannten Gen-Defekte.
Um eine weitere Verbreitung zu verhindern werden konsequente Gentests nachdrücklich empfohlen!